Aufatmen in der Nacht

Hallo ihr Lieben,

ich schreibe jetzt ein paar Zeilen, um mich von dem Fussballschock abzulenken. Es war zu schön, um wahr zu sein und ist hier eines meiner Lieblingsbeschäftigungen geworden. Und nun?
Das Leben geht ja weiter, obwohl hier nach wie vor sehr gemählich und gemütlich…
Am Samstag haben wir den Geburtstag meiner Schwiegermama nachgefeiert. Ben`s Schwester kam mit ihren ganzen Pflegekindern vorbei und Esther und Debbie haben es genossen. Es war eine sehr schöne gemeinsame Zeit mit leckerem Essen. Ben hat Gitarre gespielt und alle anderen haben gesungen und getanzt. Das war für mich sehr neu und ich habe nicht wirklich den afrikanischen Rhythmus im Blut. Aber die Gemeinschaft war sehr schön.

Ich habe mich auch diesmal wieder erneut sehr über eure Antworten gefreut, auf meinen letzten Artikel, die sich ja nicht sehr fröhlich anhörte… aber danke für jeden Zuspruch, jedes aufmunternde Wort und jedes ehrliche Wort, was mich zum Nachdenken anregt. Ich werde natürlich hier weiterkämpfen und nicht alles hinschmeißen, aber es ist gut zu wissen ihr versteht mich. Ich setze mich selber zu sehr unter Druck. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und ihr habt mir immer wieder die Augen geöffnet.
Mein Kampfgeist ist erweckt und ich stehe hinter Ben und wir werden es irgendwie schaffen, die Herausforderungen gemeinsam zu lösen… (Vers aus der Bibel: Alles ist möglich, dem der glaubt. Markus 9, 23) und dann kann ich auch Tiefpunkte besser akzeptieren.

Alltag ist zwar immernoch nicht abzusehen, aber langsam gewöhne ich mich an die Langeweile. Ich wollte heute bei seiner Schwester wenigstens Bücher aus einer Kiste kramen, da wir zu Besuch waren und sie leider nicht um die Ecke wohnt. Aber was soll ich sagen, der Karton steht wahrscheinlich ganz hinten unten und war nicht zu sehen. Da bringt auch die lückenlos geführte Inventarliste nichts. Aber ich habe die Hoolahoop-Reifen (hilfe wie schreibt man das?) der Mädels entdeckt und nach sechs Wochen ohne Spielzeug und Fernsehen war es das Highlight für sie. Die beiden sind nach wie vor sooooo tapfer und meistern alles mit Freude und Interesse. Sogar Debbie redet immer mehr Englisch und tagsüber verbringen sie viel zeit in der Kita der Schwester. Sie haben eine Ausnahmestellung und werden anders behandelt, sehr zu meiner Erleichterung, weil Debbie letztens weinend ankam und berichtete, dass einer ihrer neuen Freunde mit einem Stock auf die Finger bekam… das Resutat war, das einen Tag später Esther heimlich durch die Kita ist und alle Rohrstöcker weggeschmissen hat. Selbst ist die Frau kann ich da nur sagen. Esther und Debbie sind ja ganz anders groß geworden und ich bin dabei immer wieder zu erklären und zu vermitteln. Aber was soll man sagen, wenn die Kinder in einem kleinen Raum sitzen müssen und mit Videos beschäftigt werden, während die Kinder von Ben immer alles dürfen… Anke ich denke du würdest hinten umkippen, wenn du das hier siehst. Aber egal, wir bringen frischen Wind rein und die Kinder geniessen es mit Esther und Debbie zu spielen.

Ansonsten versuchen wir immer mehr uns an Land und Leute anzupassen und alles aufzunehmen. Bald werde ich auch mit den Taxifahrern mit Händen und Füßen über den Preis verhandeln können. Den Anfang meiner Hartnäckigkeit musste heute ein Eisverkäufer aushalten. Ich wusste gar nicht, dass ich so resolut sein kann (und das sogar auf Englisch…). Wobei der Eisverkäufer sich glücklich schätzen kann, mich nicht nach dem Spiel getroffen zu haben…

Ich habe übrigens noch kein Wort über unseren Familienhund verloren. Den Guten kann man nicht unerwähnt lassen, weil er uns oft Freude bereitet und er ein „Wunderhund“ ist. Er heißt Action, benimmt sich aber überhaupt nicht so. Wir haben ihn im August letzten Jahres kennengelernt und fanden ihn einfach klasse. Hunde sind sich hier selber überlassen, bekommen die Reste zu fressen und sind meistens zerzauselte Flohkutschen, die nicht sehr nett aussehen. Aber Action ist irgendwie anders. Er mag Esther und Debbie total und folgt ihnen auf Schritt und Tritt. Er lässt sich sogar kämmen. Opa meckert zwar immer mit ihnen, wenn sie ihn anfassen, weil er dreckig ist und Flöhe hat, aber die beiden haben schnell gemerkt: Opa kann nicht überall sein…

Nun denn zu Weihnachten hatte Ben mir erzählt, dass Action gestorben ist, weil er wahrscheinlich überfahren wurde. Wir haben es den beiden gar nicht erzählt. Umso geschockter war ich, als wir ihn jetzt ziemlich lebendig wiedersahen. Er hat zwar einen unübersehbaren Hüftschaden, der seinen Gang völlig lustig aussehen lässt, aber sein Wesen ist gleich geblieben. Er kam nach zwei Monaten einfach wieder nach Hause und keiner weiss wo er solange war oder wo er seine Verletzungen auskuriert hat. Seitdem ist es „unser“ Hund und er folgt uns auch auf der Straße bei jedem Schritt. Viele haben Angst vor ihm, umso stolzer sind Esther und Debbie wenn er ihnen sogar auf Deutsch gehorcht (gehorcht er wirklich oder wartet er nur darauf, dass Debbie aus versehen mal wieder einen Keks fallen lässt oder Esther den Knochen nicht ganz abknabbert?). Nein im Ernst, Action hat ein tolles Wesen und er passt auf die Kinder gut auf. Da nehmen wir den Dreck gerne in Kauf…

Ja und ich bin gerade dabei die Nacht zum Tag zu machen. Es ist hier im Moment nachts etwas kühler und ich habe einen tollen Radiosender entdeckt, der die ganze Nacht sehr schöne christliche Musik spielt. Dann fange ich an über eure Antworten nachzudenken und habe Zeit für mich ganz alleine (was man so allein nennen kann, wenn mittlerweile sogar Debbie in Esthers und Bens Schnarchkonzert miteinstimmt, aber dafür gibt es ja Kopfhörer…)
Mir ist dabei bewusst geworden, dass ich in den letzten Artikeln wirklich viele Ängste und Sorgen erwähnt habe, aber wir ja auch hier sind weil Gott uns eine neue Chance gezeigt hat. Ihr habt Recht, das kann ich nicht alles nach sechs Wochen erwarten und meine Ungeduld muss ich in den Griff bekommen. Wir sind Christen und wissen, dass Gott uns trägt und bei ihm alles möglich ist. Warum sollte ich nach so kurzer Zeit alles hinschmeissen, wo wir jetzt sogar mit einem Baby gesegnet werden… so liege ich nachts auf meiner Luxusmatraze, die mit mir schon fast zusammengewachsen ist und bete für euch, für die Familie, für Kraft und Geduld und vor allem für eine dritte unkomlipizierte Schwangerschaft. Ich geniesse die frische Luft und die angenehme Kühle der Nacht (da ich mich nach wie vor mit dem schwülen heissen Wetter tagsüber nicht wirklich anfreunden kann). Sogar die Frösche stören mich nicht mehr so. Sie gehören irgendwie dazu, so als würden sie meine Gedanken bequaken, äh bestätigen. Ich habe leider auch meine Bibel in der Bücherkiste, die ich heute nicht gefunden habe, aber meine Lieblingspsalmen sind in meinem Kopf und geben mir Mut. So ist die Nacht zum Tag bei mir geworden und es ist überhaupt nicht schlimm, weil ich ja tagsüber in meinem Plastikstuhl sitze und wegdösen kann wie es mir passt. Es ist, als ob ich mein erstes großes Tief vorerst überwunden habe und ihr Zeit habt aufzuatmen bis zum Nächsten. 🙂

Ich denke, dass waren zusätzlich auch wirklich die Hormone. Ben muss oft schmunzelnd den Kopf schütteln, aber er erträgt alles mit Bravour. Ich erkenne mich gar nicht wieder und mir ist dauerschlecht. Die Gerüche sind hier aber auch wirklich extrem und sehr abwechslungsreich… (es fängt morgens mit Lagerfeuer und Fisch an, und hört abends auf, mit einer vielzahl versagter Deos… oh man und das bei meiner feinen Nase) deshalb geniesse ich die Luft in der Nacht.
Naja, ansonsten sind wir in großer Vorfreude und Esther ist sehr stolz, dass der Geburtstermin um ihren Geburtstag am 8. März liegt. Es sind nur harte Wortgefechte entfacht, ob es nun ein Bruder oder eine Schwester wird. Egal wie, wir haben ja Zeit… und der Sohn wird irgendwann kommen. 🙂

So, ich hoffe ihr seid alle etwas beruhigt, dass es mir besser geht und es gibt nichts weiter zu berichten. Ich freue mich von euch zu hören, obwohl viele jetzt im Urlaub sind oder gerade in Kita-Abschiedsfeiern (die ich in Gedanken alle mitgefeiert habe). Nichts desto trotz allen schöne Sommerferien und viel Erholung mit ganz viel Sonne und Spaß.

Conni und die wachsende Rasselbande

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9 Antworten zu Aufatmen in der Nacht

  1. Alicia schreibt:

    ich freue mich, dass es dir besser geht und die mädels dort so viel spaß haben!
    …und coole aktion von esther, aber was passiert jetzt?! :-O
    küsse an alle♥ (außer an action- sonst habt ihr später noch flöhe) 😉

    • Conni schreibt:

      hi alicia,danke für die lieben grüße.ja ich war auch sehr stolz auf esther,aber es hat nichts gebracht.man geht einfach zum nächsten strauch und knickt die nächsten zweige zun hauen ab.aber ganz ehrlich,das mit anzusehen ertrage ich langsam nicht mehr…ja action und die flöhe…wir werden sehen,aber die mädels knutsche ich gerne von dir.
      wir lieben dich und wünsche schöne ferien

  2. Biggi schreibt:

    So, ich bin auch mal wieder am Start. Ich grüße herzlich aus dem heißen Berlin, sitze hinter runtergelassenen Jalousien, um die Sonne auszusperren…die ja selbst schuld ist, wenn sie gleich so übertreiben muss! Am Wochenende werden es 37 Grad-also bitte…das muss doch nicht sein! Aber eigentlich ist das ja alles reine Solidarität mit euch! Ich setz mich auch nicht mehr auf unsere Holzstühle, sondern wähle immer Plastik, damit du nicht allein leidest..:)
    Das du ein Tief hattest, empfinde ich übrigens als mehr als normal; das haben wir doch selbst in unseren gewohnten Umgebungen mit ziemlicher Regelmäßigkeit! Da bist du also durchaus legitimiert zum Krise kriegen!
    Da wird wohl noch die eine oder andere kommen, denk ich. Nimm sie doch einfach hin – die geht auch wieder…so wie die Hochs!
    Ich lese nach wie vor sehr gern, was von dir aus Ghana berichtet wird. Dann läuft in meinem Kopf ein echter Film ab, ich sehe alles förmlich vor mir und erfahre so viel Neues und Interessantes über Land u. Leute und auch über dich / euch. Nämlich, dass ihr viel Mut und Kraft beweist, mit eurer Entscheidung, ein völlig neues Leben anzufangen.
    Zum eurem Winzling in deinem Bauch gratuliere ich herzlich. Ich hoffe und bete, dass alles unkompliziert verläuft und du mit Schwangerschaft und Geburt gut zurecht kommst. Ich seh die Mädels richtig vor mir, als große Schwestern!
    Ich wünsche euch allen, dass ihr bald euer eigenes Reich haben werdet (und es vor dem ganz dicken Bauch eingerichtet habt).
    Und ich wünsche euch viele Gelegenheiten um zu erkennen, dass euer gemeinsamer Weg gut ist für euch, wenn auch nicht immer leicht.
    Bei uns ist soweit alles beim alten…bis auf einige neue Stressfaktoren, die hinzugekommen sind. Dafür sind aber auch einige alte aufgebraucht. So ist das im Leben, glaub ich, immer wieder und immer wieder. Die Kunst, dieses alles hinzukriegen, scheint also tatsächlich in einer gewissen Gelassenheit zu liegen…Die wünsch ich dir von Herzen, Conni!
    Und da du ja grade nicht an deine Bibel kommst und garantiert nicht alle Psalmen auswendig kannst, schreib ich dir einen auf.
    Liebe Grüße von Biggi & Co.

    Psalm 1
    Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des Herrn und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!
    Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht.
    Und was er macht, das gerät wohl.
    Aber so sind die Gottlosen nicht, sondern wie Spreu, die der Wind verstreut.
    Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht, noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.
    Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht.

    • Conni schreibt:

      hi große schwester,
      ich danke dir von herzen für die solidarität angesichts der temperaturen und dem plastikstuhle.es ist nach wie vor eines meiner größten herausforderungen hier.jede handlung wird zum extremschwitzen.auch die schwangerschaft wird diesbezüglich schwerer als die anderen beiden.ich danke dir aber sehr für deine lieben worte.ich weiss du bist ja immer sehr ehrlich und deine worte tun gut.ja die gelassenheit ist eines meiner größten gebetsanliegen und ich träume einfach von dem nächsten schritt.irgendwann müssen wir ja auch mal zu den ärzten und gucken ob babychen ok ist…esther und debbie werden mir eine großartige hilfe sein und ich habe nicht wirklich angst nur sehr viel fragen und respekt hier schwanger zu sein.braucht ein baby hier eigentlich vit.d-tabletten mit flourid?erkundige dich mal bei focke bitte wenn du zeit hast.ich bin hochsensibel und mir kommen wegen jedem pups die tränen.aber du hast ja eine legitimation erteilt für völlig normale aufs und abs.das beruhigt mich wirklich ungemein.auch der psalm tat gut.ich merke,dass mir das alles hier sehr fehlt.biggi ich kann gerade nicht weiterschreiben,weil mir bei deinen worten die sprache fehlt,die tränen rollen schon wieder.ich vermisse euch ganz schön dolle.v.a.auch andrea,weil die kein internetzugang so wirklich hat.die großen schwestern sind halt etwas besonderes und ich muss hier echt sehr tapfer sein.es sind die kleinigkeiten,die mich verzweifeln lassen.aber gott ist gut und er wird auch dir immer wieder die nötige gelassenheit geben.ich hoffe der stress ist zu ertragen und es geht einigermaßen.wie war denn euer urlaub?konntest du dich erholen?ich denke viel an euch und schicke liebe grüße…
      hegdl

      • Steffi schreibt:

        na da bin ich aber froh, dass ich zu den großen Schwestern gehöre, da die ja was besonderes sind 🙂 (ich war doch auch gemeint oder etwa nich???)
        Und Conni, mach dir mal keine Sorgen um Biggi, ich bin ja da und munter sie auf 🙂 und wenn das nich klappt ham wa noch Belan und Bolik, da kommen die Lacher sicher!!!!!!
        Normale auf und abs sind das bei dir nich mehr du Hormonschleuder *GRINS*
        Mich würde nur mal interessieren wie es dort mit den ganzen Untersuchungen ist, haben die da Ultraschall, machen die da regelmäßig Vorsorge oder wartet man ….Plumps…da isses?????
        Schon strange und auch irgendwie bizar oder? Wo wir hier in Berlin doch echt mal übermuttert werden wenn wir schwangelich sind, dort nun hardcore krass Kontrastprogramm!!!
        Aber allet is jut! Davon bin ich überzeugt.
        So, dann geh ich mal weiter Schwitzen (aber nich im Plastikstuhl, so solidarisch wie Biggi bin ich dann nun doch nich!) (obwohl,……ich glaub die schwindelt….hab noch nie Plastikstühle bei ihr gesehen……;))
        Knutscha und nich mehr weinen Onnimonni

      • Conni schreibt:

        ich weine wann ich will basta!!!nee im ernst die hormone sind echt krass,aber ich denke mit den ganzen untersuchungen geht es hier wirklich gemählicher zu.wir müssen mal irgendwann einen arzt suchen….dann sehen wir weiter.aber auf jeden fall gehörst du in den kreis der großen schwestern,wenn biggi auch solidarischer ist als du(auch wenn es nur gemunkelt ist:-))
        also big sister gruß an die gelustge runde im büro,du machst das super.hormonschleuder gefällt mir,muss ich ben mal sagen

  3. Tati schreibt:

    Hi,
    da ich ja keine große Schwester bin, schreibe ich heute NIX! So. Ätsch! Also wirklich… Hormone. Ich krieg‘ ooch gleisch ma Hormone, klar?!
    HDL
    Tati

    • Conni schreibt:

      nicht so mein liebes fräulein,nicht so ja!ist ja unglaublich.ich muss mir wirklich konsequenzen für dein verhalten überlegen…komm du mir mal her,dann wirste schon sehen,was de davon hast…
      hdl

  4. Steffi schreibt:

    gut so Conni, gibs der Kleinen Schwester *grins*

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